Kemater Chronik

ZUR GESCHICHTE VON KEMATEN


Das Wort Kematen verweist gleich auf das Mittelalter: eine Kemenate ist ein mit einer Feuerstätte (Kamin) ausgestatteter Raum: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Frauengemach, auch eine Gerichtsstube.

Wohl in der Nähe von Kematen hat im Frühsommer 1027 ein bedeutendes Ereignis stattgefunden: Kaiser Konrad II. zog mit einem starken Heer von seiner Krönung in Rom zurück nach Norden. Am 1. Juni stellte er „in monte Rittena in loco qui dicitur Fontana frigida“ (also auf dem Berg Ritten an einem Ort, der Kaltenbrunn genannt wird) eine Urkunde aus und schenkte damit die Grafschaften Vinschgau und Bozen zusammen mit dem „Forst auf dem Ritten“ dem Bischof von Trient.

Noch heute gibt es oberhalb von Lengmoos und nahe Kematen die „Kaltenbrunner Wiese“ – und dass der Kaiser hier Rast machte, zeigt, dass Lengmoos schon vor der Übertragung des Hospizes an den Deutschen Ritterorden (der späteren Kommende Lengmoos am Scheitelpunkt des sog. Ulrichspasses) eine wichtige Etappenstation des Brennerweges war. Denn bis gegen Ende des 15. Jh. war, was wir heute als die Brennerstraße durch die Eisackschlucht kennen, nur ein elender, häufig unpassierbarer Saumweg, der zwischen Kollmann und Bozen den strapaziösen Umweg über den Ritten erforderte.

„Wer den Ritten beherrschte, kontrollierte den Verkehr zwischen Bayern und Italien“, konstatiert die Münchner Historikerin Irmgard Heitmeier in ihrer Studie über den Ritten im frühen Mittelalter, die auch darauf hingewiesen hat, dass der „Forst“ auf dem Ritten nicht einfach nur ein Wald war, sondern ein alter Königsforst, zugeordnet einem hochorganisierten Königshof karolingischen Stils.

Aber nicht nur der Brennerweg, sondern auch der Weg über Wangen und durch das Sarntal nach Bozen führte über den Ritten. Und er führt noch heute direkt an Kematen vorbei, das – kein Wunder – im späten 13. Jh. bereits im Besitz der mächtigen Adelsfamilie von Wangen (siehe Burg Wangen-Bellermont am Rittner Westabhang über der Talferschlucht) war. Deren einer, Friedrich, war im frühen 13. Jh. übrigens Fürstbischof von Trient. So schließt sich der Kreis um das mittelalterliche Kematen, das auch bereits eine Kirche hatte.

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Etliche Besitzwechsel später gelangte Kematen in die Familie der Barone von Eyrl, der von Mayrl und schließlich der von Zallinger-Stillendorf.

Franz von Zallinger-Stillendorf, Reichstagsabgeordneter in Wien, und seine aus ostpreußischem Adelsgeschlecht stammende Frau Lydia ließen 1896 von dem aus Böhmen stammenden Baumeister Johann Bittner die neugotische Kirche als strenge Wiederholung der Walburgskirche in Göflan im Vinschgau errichten. Der mächtige Stadel und das Herrenhaus entstanden etwa zur gleichen Zeit nach Schwarzwälder und Tiroler Vorbildern.

Kematen wurde in den 1970er Jahren zu Hotel und Restaurant umgestaltet. Seit 2014 ist der Bozner Geschäftsmann Klaus Wojnar der Eigentümer. Die Pächterfamilie Alois Untermarzoner bewirtschaftet Kematen (mit einer Unterbrechung 1983-89) bereits seit 1979.